Blog Teil 1: Meine Suche nach einem spirituellen Mantel.

von | Nov 8, 2020 | Meine Geschichte, news, Personal thoughts | 0 Kommentare

Liebe Freunde,

 

Corona wirkt sich auf jeden aus, auch auf mich. Meine Inspiration trocknete ein. Ich betete und verfolgte die Nachrichten. Hier liegt nun vor, was in den letzten Monaten darüber gewachsen ist. Letztlich sind es vier Beiträge geworden. 

 

Meine Suche nach einem spirituellen Mantel.

 

Ich weiß um meine individualistischen Tendenzen; gehören sie vielleicht zum Dienst eines Pioniers?  Um diesen negativen Seiten entgegenzutreten, wünschte ich mir für mein Leben immer eine Autorität, jemanden, dem ich vertrauen konnte, der auch meinen Wünschen widersprach oder mich unterstützte.  Es gab zu Hause eine spirituelle Atmosphäre, aber ich konnte nicht viel über theologische Themen mit meinem Vater reden, da er eine starke Persönlichkeit war und ich keine Konflikte mit ihm mochte. Als ich, größer geworden, von zu Hause weg ging, schaute ich mich nach einer solchen Autorität in meiner Gemeinde.

 

In den Niederlanden fand in den späten Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts eine ausgesprochene Veränderung in der theologischen Kultur statt. Die traditionellen theologischen Stützen mit ihrer eigenen Kultur und ihren Ansichten von Wahrheit begannen zu wanken. Die Säkularisierung war in vollem Gange. Immer mehr Menschen verließen ihre eigenen theologischen bzw. kulturellen „Blasen“. Das war überall bemerkbar. Die römisch-katholische Kirche war einmal eine Kirche, die viele Missionare ausgesendet hatte. Sie zerfiel in über 20 Jahren zu einem Schatten früherer Zeiten. Die Evangelische Kirche erlebte ähnliche Tendenzen.

 

 Meine religiöse Entwicklung in einem verworrenen theologischen Umfeld

 

Ich war getauftes Mitglied der Re-Reformierten Kirche, einer Abspaltung der Reformierten Kirche, einer Bewegung im späten 19. und frühen 20.Jahrhunderts. Mit 18 Jahren saß ich in der Ausbildungsklasse zum offiziellen Kirchenmitglied, als ich eine persönliche Christusbegegnung hatte. Nun gab es da auch eine kulturelle Verordnung in unserer Kirche, „zwei Mal pro Jahr“ den Kommuniondienst zu organisieren. Die Leitung lehnte mein Ansuchen um Sondererlaubnis ab, dass ich „am Tisch des Herrn“ teilnehmen dürfe, da ich noch nicht offizielles Mitglied war und ich als zu jung eingestuft wurde. Während ich in meiner großen Enttäuschung aus der Kirche in den Novembersturm rannte, kam Gott auf mich zu und Er sprach zu mir über Ofb. 3,20 und wir beide hatte ein gemeinsames Kommunion. Ich ließ den Mitgliederunterricht fallen und kam in Berührung mit Jugend für Christus und landete bald bei den Freikirchen.

 

Ich ging zur Bibelschule, die Ds.Waardenburg, ein ehemaliger Lehrer vom Wiedenester Bibelinstitut in der Schweiz, gegründet hatte. In den fünfziger Jahren gab es erste Anzeichen einer Pfingstlichen /Charismatischen Entwicklung, die die Niederlande berührten. Die Schule war den Charismatikern gegenüber nicht gut gesinnt. Ich kannte keinen von ihnen, außer einen Pfingstprediger, der in unserer Stadt wohnte. Ich machte mich lustig über ihn und sein „Sprachengebet“.

 

 In den Sommerferien 1957 kam mir der Gedanke, dass ich, um zu evangelisieren, an den Strand gehen müsse. Ich bekam von der Bibelschule die Erlaubnis, mich darauf vorzubereiten. So zimmerte ich ein hölzernes Gestell zusammen, befestigte es auf meinem Fahrrad und fuhr damit zum Strand in der Nähe von Haarlem. Dort brachte ich Kindern das Evangelium nahe und sie kamen in großer Zahl zu meinem Zelt. Ich führte sie zu Jesus. Beglückt über was Gott getan hat und die strahlenden Gesichter von eifrigen jungen Menschen, hatte ich den Eindruck, dass der Herr mir sagte:“ Deine Zukunft könnte so ähnlich aussehen…Geh‘ jetzt heim.“. Ich erwiderte: “Herr, diese Kinder geben so gut Antwort, ich muss bleiben“, doch der Herr blieb hartnäckig. Ich konnte nichts anderes tun als gehorchen. Zu Hause angekommen, erzählte ich meiner Mutter was geschehen war. Sie meinte: „Es könnte ebenso gut der Böse dich gestoppt haben, mein Sohn“. Ich ging nach oben und betete. Am nächsten Tag sagte Mama: „Du könntest zu Oma und Opa (=ihren Eltern) nach Zeeland fahren“, was ich dann am darauffolgenden Tag auch tat. Als ich mein Fahrrad holte, fügte Mama hinzu: „Bitte, suche Schwester Krijger auf. Diese Frau ist voll des Heiligen Geistes“. Ich stieg auf mein Rad und nach etwa sechs Stunden traf ich meine Großeltern und ging auch zu dieser besonderen Frau. Ich erzählte ihr, was der Herr getan hatte und „…dann hatte Er mich da herausgerissen“. Sie lächelte und erklärte mir, dass Gott mit ihr ähnlich verfahren ist. Er hatte ihr befohlen, in dieses kleine Dorf, St. Annaland auf der Insel von Tholen, zu gehen, und wie Er sie mit dem Seinem Geist gesegnet und ihr das „Sprachengebet“ geschenkt hatte. Ich war zu schüchtern, sie zu bitten, mich hören zu lassen, wie sie diese Gabe gebraucht. Ihr Zeugnis beeindruckte mich tief.

 

Meine Zeit zum Abschluss war gekommen und als Missionar in die Welt hinauszugehen. Ich hatte Angst und musste viel beten. Eines Tages sagte ich: „Herr, ich brauche deine Hilfe. Gieße aus deinen Geist, gib mir alles, was ich brauche, um zu tun, was du willst, dass ich tue. Gieße aus deine Gaben, du weißt ja, dass ich jung bin und nicht allzu viel weiß. Bitte, Herr, und wenn es das Geschenk des Sprachengebetes ist dann ist das okay. Ich wusste aber noch nicht, was diese Gabe bedeutete. Ich hatte noch nie jemanden in dieser Art beten gehört, die anscheinend Gott manchen Menschen gibt.

 

Der Höhepunkt bei der Abschlusszeremonie der Bibelschule war jener Moment, als die Leitung mir die Hände auflegte, um mich „in den Weingarten Gottes“ zu senden. Meine Eltern wie auch Schwester Krijger waren anwesend.

 

Einige Tage vor dem Abschluss ging der Direktor zu einer dringenden Operation. Zwei andere Lehrer waren da, um mir “die Hände aufzulegen“. Als sie mich segneten, kam in mir eine tiefe, überwältigende Freude auf. Ich weiß nicht mehr, wie es mir möglich war, den Gratulationen zu entgehen. Ich weiß nur, dass ich in mein Zimmer rannte, auf meine Knie fiel und begann, Gott zu loben. Ich denke, ich bin über meine eigenen Worte gestolpert und habe Worte geplappert, die ich nicht verstand. Wie aus einer Ecke des Raumes habe ich mich selbst beobachtet, was vor sich ging. Ich dachte: “Mach dir keine Sorgen, mach einfach weiter, (nach)denken kannst du später“. Nach einer gewissen Zeit kam mir der Gedanke, dass das „das Sprachengebet“ sein muss. Ich war glücklich und erschüttert und  ging wieder hinunter und strahlte übers ganze Gesicht. Auf der Stiege traf ich Schwester Krijger und sagte zu ihr: „Weißt du, was passiert ist? Gott hat mir das Sprachengebet geschenkt“. Später verriet sie mir, dass ich weitergegangen bin und sie etwas verblüfft zurückgelassen habe.

 

 Ich beschloss, über diese Gabe nicht zu sprechen, denn das alles war zu kostbar und Auseinandersetzungen mochte ich überhaupt nicht. Da ich nicht wusste, was ich sagte, war mir klar, dass ich diese Gabe nicht öffentlich nutzen sollte (1 Kor.14,28), weil ich ja auch niemanden kannte, der solche Laute deuten konnte. Noch war ich der Pfingst- und Charismatischen Bewegung gegenüber kritisch eingestellt, indem ich mich fragte, ob etwas daran wahr ist oder nicht. Doch wusste ich, dass das, was ich empfangen hatte, „das Richtige“ war…Wie unverschämt kann ein junger Mensch sein?

 

Von der Pfingstkirche in Leewarden bekam ich einen Anruf, dass ich Jugendseelsorger werden sollte. Sie wussten nichts von meiner Erfahrung, sodass es für mich ein Rätsel war, wie sie von mir gehört hatte. Ich bekam auch ein Aufruf zum Militärdienst. Über Dr.Waardenbrug bekam ich die Dokumente zur „Freistellung vom Militärdienst aus religiösen Gründen“. Ich brauchte sie nur zu unterschreiben. Ich nahm meine Füllfeder und als ich schon unterzeichnen wollte, war da eine innere Stimme, die sagte: „Nein, tue es nicht, ich will, dass du zum Militärdienst gehst wie jeder andere junge Mann“.  Ich war ganz verblüfft, was geht da vor sich? Ich legte die Füllfeder hin und nach einer gewissen Zeit des Betens sagte ich dann: „Einverstanden, Herr“ und legte dieses wertvolle Papier weg und ging zum Militärdienst. Ich hatte bereits dem Plan Gottes zugestimmt, dass ich nach Guyana (Surinam) gehen sollte als Vollzeitmissionar. Nun betete ich, dass ich als Soldat dorthin gehen konnte.

 

Beim Militärdienst

 

Ich ging zur Grundausbildung und fand mich in einem Zug für Anwärter zu Unteroffizieren vor. Bald gingen wir zu einem Prüfung Zentrum. Ich wollte kein Offizier werden, da nur normale Soldaten zur Surinam Kompanie zugewiesen werden konnten. Wir wurden getestet und jeder von uns traf auf einen Psychiater. Ich erklärte ihm, dass ich kein Offizier werden wollte. Er hörte zu und ließ mich gehen. Nach einer Stunde wurde ich wieder aufgerufen und musste zu einem anderen Psychiater. Er erklärte, dass sein Kollege ohne religiöse Erziehung spürte, dass er für mich nicht zuständig war. „Ich bin römisch – katholisch; bitte erkläre mir, warum du nach Surinam gehen willst“. Ich teilte es ihm mit und er antwortete: „Ich begreife. Okay. Ich will das melden“. Als ich zur Basis zurückkam, wurde ich zum Kommandeur der Basis gerufen. Auch er fragte mich, warum ich nach Surinam gehen wolle. Er hörte sich meine Geschichte an und sagte: „Ich habe zwei Stellen frei für die Zuweisung zur Surinam Kompanie. Eine habe ich bereits vergeben; willst du die andere“ Ich hätte den Mann umarmen können. Dann ging ich zur Surinam Kompanie und im Frühjahr 1959 fuhren wir mit einem Schiff in das Land meiner Träume. Drei Wochen später kamen wir an. Ich nahm Verbindung auf zu Freunden, die ich von Holland aus kannte und traf auch den Hauptleiter der Westindischen Mission. Die Zeit verging, bevor ich erfuhr, da meine einjährige Militärzeit fast zu Ende war, dass ich ein Jahr länger auf eigene Kosten in Surinam bleiben, jedoch auf Kosten der Regierung ein Jahr später in die Niederlande nach Hause zurückkehren konnte. Freunde boten mir ein Zimmer. Die Westindische Mission brauchte mich als Leiter für eine neue Kirche. Ich bekam diese Aufgabe und ein Missionar wurde mir als Supervisor und Coach zugeteilt.

 

(1)  Über meine Zeit in Thailand habe ich ausführlich berichtet in meinem Buch „Schluss mit dem Schweigen“ (Amazon oder Publishing House Importantia, Dortrecht,  Die Niederlande).

 

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