Meine Geschichte – Kapitel 4

von | Dez 5, 2018 | Meine Geschichte | 0 Kommentare

Mein erstes Beratungsgespräch

Mit 14 Jahren führte ich mein erstes Beratungsgespräch. Die Dinge liefen nicht gut zwischen meinen Eltern. Der Vater war müde und leicht reizbar heimgekommen. Mama lief dann weinend hinauf im Schlafzimmer. Ich fasste den Entschluss, dass das so nicht weitergehen könne und sagte:

„Mama und Papa, bitte, setzt euch nieder, ich muss mit euch etwas besprechen“.

Sie waren ein wenig erschrocken. Sie setzten sich einfach auf die Couch und schauten mich mit großen Augen an. Ich sagte:

„Es läuft nicht gut zwischen euch beiden. Mama läuft immer wieder weinend hinauf und Dad ist sehr jähzornig. Ihr reagiert zu heftig. Ich weiß, Dad, dass du in den fast acht Jahren   keinen Urlaub hattest. Ich mache euch einen Vorschlag: Bitte, nehmt zwei Wochen Urlaub. Ich kann kochen, kümmere mich um meine Brüder, versorge die Wäsche und halte das Haus sauber. Ich kann das! Mama hat mir das beigebracht!“ 

communion

Für einen Moment waren sie sprachlos, dann sagte Dad zu mir:

„Du hast Recht, Téo“. 

Sie machten zwei Wochen Urlaub und ich kümmerte mich um meine Brüder (2, 17 und 22 Jahre). Nach der Rückkehr meiner Eltern hellte sich die Atmosphäre im Haus auf.

Ich schloss das Junior College und war in der Lage, eine Arbeit anzunehmen als Laborassistent in einem Spital in der Nähe von Utrecht und fand auch einen Platz zum Wohnen. Das war außerdem günstiger für meinen Abendunterricht im „Utrechter Abendkurs für Labortechnik“. Wenn ich um 22 Uhr 30 vom Unterricht heimkam, machte ich meine Aufgaben bis nach Mitternacht.

Meine Eltern kauften mir ein Buch von einem Niederländer, Jan van Gijs, der als Freiwilliger bei der Deutschen SS war und in einem russischen Konzentrationslager Jesus kennen gelernt hatte. Das Buch „Auf der Suche nach echtem Glück“ hatte kurze Kapitel. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, vor dem Schlafengehen ein wenig darin zu lesen. In dieser Nacht ging es um die Geschichte eines kranken Mannes, der mitsamt dem Bett von Freunden zu Jesus getragen wurde mit der Absicht, dass er ihren Freund heilen sollte. Sie konnten nicht nahe an Jesus herankommen, weil so viele Menschen den Weg verstellten. Sie trugen das Dach ab (ich konnte wirklich den Staub sehen, der auf die Leute und auf Jesus herab fiel, aber offenbar störte sie das nicht, sie wollten ihren Freund geheilt wissen). Sie ließen ihn vor die Füße Jesu hinab. Plötzlich verstand ich, dass es auch vier Menschen gab, die für mich beteten: Meine Eltern und meine Großeltern. Ich erkannte, dass ich eine Entscheidung zu treffen hatte. Ich kniete nieder und sagte:

„Danke, Jesus, dass du für mich am Kreuz gestorben bist…“

Ich erinnere mich, dass ich zu müde war, um etwas zu fühlen. Es war beinahe 1 Uhr morgens und ich fiel ins Bett und schlief ein. Am nächsten Morgen wurde mir bewusst, was ich getan hatte und ich begann zu lächeln (was in dieser Lebensphase eher unüblich war). Ich ging zum Wochenende heim und erzählte es meinen Eltern, die darüber sehr glücklich waren.

Ich war bereits zum Konfirmationsunterricht angemeldet, weil ich ein Mitglied der Kirche werden wollte und die Heilige Kommunion empfangen durfte. Das fand meist zwei Mal im Jahr an einem Sonntag statt. Ich fragte den anwesenden Pastor, ob ich an dieser Abendmahlfeier teilnehmen könne. Er gab meine Bitte an den Vorsteher der Kirche weiter. Die Antwort war ein striktes Nein. Meine Welt brach zusammen. Ich schrie meinen Eltern entgegen:

„Sie sagten Nein“.

Ich rannte ins Freie, in den Regen und den heftigen Windböen des Novembersturmes. Ich erreichte einen breiten Fluß mit Weiden an jedem Ufer. Das Wasser rief mich: „….komm…der Tod wartet schon auf dich….“. Ich schrie zu Gott um Hilfe. Plötzlich wurde es ganz still um mich herum trotz des starken Sturmes. Die Worte der Bibel kamen mir in den Sinn:

„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe. Wer mir öffnet, bei dem werde ich eintreten und mit ihm Mahl halten und er mit mir“ (Off.3,20).

Meine Verzweiflung verflog, ich hatte meinen persönlichen Abendmahlgottesdienst mit dem Herrn, ohne Wein und Brot…Völlig durchnässt musste ich den Weg zurück in mein Haus gehen…ich ging in die Kirche, stieg auf die Orgel, zog alle Register und spielte mein Herz heraus… Als Mutter die Orgel spielen hörte, schaute sie nach mir, der ich vom weinen ein rotes Gesicht hatte, und fragte, ob mit mir alles in Ordnung sei. Ich beruhigte sie und setzte die Anbetung fort.

 Meine Eltern ermutigten mich, in das Bibelzentrum und in die Bibelschule „von Herdershof“ in Heerde zu gehen, um eher eine Bibelkonferenz als „den Abendmahlsgottesdienst“ zu besuchen. Der Redner im Bibelzentrum war ein älterer pensionierter Rechtsanwalt, der zum ersten Mal nach Südafrika ging- als Missionar unter den südafrikanischen Juden. In seinem Vortrag schaute er uns junge Leute ganz eindringlich an und sagte:

„Ich bin siebzig und gehe als Missionar; ihr seid jung, was werdet ihr mit eurem Leben tun?“

Ich erinnerte mich an das Gebet, als ich zwölf Jahre alt war. Gott hat sein Versprechen gehalten, was würde ich tun? Er antwortete mir im Geiste:

„…ich höre doch die Gebete der zwölfjährigen Kinder“.

Damit war die Sache klar und ich beschloss, Missionar zu werden.

Lobe den Herrn, meineSeele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen!

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