Meine Geschichte – Kapitel 10

von | Jan 16, 2019 | Meine Geschichte | 0 Kommentare

 Anleitung zum Umgang mit dem Mächtigen Frieden in der katholische Kirche

Der auf Jesus ausgerichtete Mächtige Friede (MF)

Dass viele Protestanten die Rolle Mariens im Denken der katholischen Kirche missverstehen, tut für mich nichts zur Sache – die Schlüsselfigur der Erlösung ist immer noch Jesus. Die Befürchtung, Maria würde die Rolle Jesu übernehmen, kannte auch Papst Johannes Paul II., bis ihm klar wurde, dass die Liebe zur Mutter Jesu niemals den Platz Jesu einnehmen kann. Genauso habe ich es verstanden und erfahren. Ich denke, Protestanten sollten besser noch einmal die Rolle Mariens studieren als sofort negativ reagieren, wann immer sie erwähnt wird. Ich glaube, dass sie eine wichtige Rolle spielt. Der Verweis, dass katholische Gläubige ihr zuviel Aufmerksamkeit schenken, hat dieselbe Wirkung, wie wenn jemand etwas Negatives über die eigene Mutter sagt. Ich bin der Meinung, dass die ungeheure Kluft zwischen denen, die an den selben Herrn glauben, geschlossen werden muss. Am Ende können wir uns in der gemeinsamen Liebe zu Jesus vereinen!

Maranatha: Der Herr kommt.

Maranatha ist ein wichtiges Wort, das wir im Dienst am MF erläutern. Es kann auf zweierlei Art verstanden werden: Marana-tha: „Komm, Herr Jesus, in diese Situation“, und Maran-atha: „Der Herr wird kommen“. Man verwendete es in Israel, wenn der König einen bestimmten Teil seines Gebietes aufsuchte. Boten wurden ausgesandt mit der Botschaft “ Maran-atha“: Bereitet dem König den Weg, der König kommt. Menschen, die rechtliche Probleme (mit dem Gesetz oder Recht hatten), warteten auf diese Botschaft und haben gesagt: Marana-tha, Komm Herr Jesus! Die Notwendigkeit, den „Frieden Christi“ persönlich zu erfahren, lässt auch uns bitten: Marana-tha: Komm, Herr, in diese Situation.

Die Notwendigkeit der Beichte 

Die Ungerechtigkeit, die solche traumatisierten Menschen erfahren haben, führt sie selbst zum Herrn hin: „Wo warst du, Herr, als das geschehen ist? Warum hast du nichts getan?“ Das Bedürfnis nach Rache ist in Missbrauchsopfern ziemlich groß. Für viele war es eine Erleichterung, zu schreien mit den Worten: “ Komm jetzt, o Herr!“, aber auch zu sagen, „eines Tages wird der Herr zurückkommen und Er wird Rache nehmen“. Jemand drückte es so aus: Die beste Rache ist es, gut zu leben! In der katholischen Kirche ist der Umgang mit der Beichte dazu eine Hilfe, weil sie sich um Menschen mit mörderischen Gedanken kümmert. So kann im Empfang des Sakramentes der Beichte ein weiser Priester sie von dieser Bürde freisprechen. Er hat das Problem nicht weggenommen, aber nach meiner Erfahrung wirkt sich ein solcher Freispruch von Schuldgefühlen auf katholische Überlebende des Missbrauchs besser aus als vergleichsweise zu den Protestanten, die mit sich kämpfen und nicht das Privileg haben, einen Priester in seiner Autorität sagen hören: „Dir wird verziehen und deine Sünden sind dir vergeben“.

Es kann jemand sein ganzes Leben lang dem Herrn dienen und doch kann es bei ihm Bereiche geben, über die er mit niemandem gesprochen hat. Man spricht nur mit Jesus… Das war schließlich bei mir der Fall. Als ich zum ersten Mal zu einem Priester beichten ging, war ich zu einer Lebensbeichte entschlossen: Ich wollte etwas aussprechen, was in meinem Leben geschehen war, worüber ich nie mit jemandem gesprochen hatte und was mich noch quälte. Ich ging zu einem Priester, der die Vollmacht hatte, zu sagen: ‚In Jesu Namen spreche ich dich frei von dieser Last‘. Nach einem Gespräch von fünfundvierzig Minuten war mir, als fiele ein „großer Block Ziegel“ von meinen Schultern… Ich glaube, das ist etwas, was auch Protestanten tun könnten. Als ich noch in der evangelikalen Welt tätig war, hatte ich manchmal eine Gruppe von Leuten mit, die in den einzelnen Ecken der Halle standen, und die Menschen gingen hin zu ihnen, um ihre Sünden zu bekennen. Es fällt mir eine herzerwärmende Erinnerung ein, wie eine alte Dame ihre Schultern einzog, als sie zu den beiden Frauen meiner Gruppe ging und von ihrer leidvollen Geschichte sprach. Zehn Minuten später erzählte das Lächeln auf ihrem Gesicht und der entspannte Körper, dass Gott sie tief berührt hatte.

Einer meiner Klienten ist ein junger Erwachsener, der eine unsaubere Scheidung hinter sich hatte. Er hatte sich eigentlich nie die Zeit genommen, die wirklichen Probleme anzuschauen, auch nach den Gründen und seinem eigenen Anteil am Geschehen zu fragen. Als sein Missbrauch im Kindesalter zum Vorschein kam, fand er Frieden mit Gott. Das half ihm, wieder auf sich selbst zu schauen. Jetzt, als Diakon, kann ich nicht „offiziell Beichte hören“. Natürlich braucht es Zeit, ihn für eine richtige Beichte bei einem Priester vorzubereiten. Eine Beichte sollte nur zum Inhalt haben, wie oft jemand bewusst gesündigt hat, um welche Sünden es geht und einen Sinn für Reue erkennen lassen. Als er einmal wirklich etwas Beschämendes, das vorgefallen war, anschaute, fragte er mich, ob ich ihm nicht vergeben könnte. Ich sagte nur: Mein Bruder, die Bibel lehrt uns, dass Jesus uns vergibt, wenn wir unsere Sünden bekennen. Du kannst all das in meiner Gegenwart mit Jesus bereden, wenn du willst. Wenn du da noch so ein Gefühl hast, dass „das noch nicht genügt“, dann bitte geh‘ zu einem Priester und erkläre ihm kurz, was dich drückt, lass ihn wissen, dass du gegen diese Dinge ankämpfen willst und bitte ihn, dass er dich freispricht. So bekannte er in meiner Gegenwart Jesus seine Schuld und später ging er zu einem Priester und teilte ihm die wichtigsten Gründe mit, warum er in dieses Durcheinander geraten war.

Dann kam er zurück und fragte, ob ich ihm bei der Annullierung seiner Ehe helfen könnte. Das stellte für mich ein neues, noch nie da gewesenes Problem dar. Der Glaube der katholischen Kirche sagt, dass eine kirchlich geschlossene Ehe lebenslang gültig ist, sofern ein Paar die Verbindung eingeht ohne jedes Ehehindernis wie z.Bsp. bewusste Weigerung, Kinder zu wollen oder ein Zwang, die Ehe zu schließen. Die Ehe ist nicht etwas, das auf Gefühlen gründet, sondern auf einer Entscheidung. Eine gesetzliche Scheidung hebt nicht auf, was vor dem Angesicht des Herrn vereinbart wurde.

Im Gespräch mit ihm wurde mir klar, dass für ihn Aussicht auf Annullierung  seiner Ehe bestand, und daher reichte er das Ansuchen für eine Überprüfung seines Falles ein. Vor kurzem erhielt er den Bescheid, dass seine kirchliche Eheschließung ungültig war, weil seine Frau zugegeben hatte, keine Kinder zu wollen. Dadurch ist er nun frei geworden, sich für die Ehe mit einer Frau zu entscheiden, die an den Herrn und an die Kirche gebunden ist.

Schalom   

Schalom ist ein anderer wichtiger Begriff aus dem Alten Testament, den wir oft verwenden. Er meint das Wohlbefinden in Geist, Seele und Leib wie auch in finanzieller Hinsicht. Der heilige Paulus war ein Missionar, der das Wort Schalom in die griechische Sprache übersetzen musste. Er konnte einen einzigen Begriff dafür nicht finden, er brauchte zwei Wörter dafür: Gnade (die Güte Gottes, die wir uns nicht verdienen; es leitet sich vom hebräischen Wort Hesed ab, das  besagt: Gott lächelt uns zu) und Friede (im Griechischen bedeutet es die Abwesenheit von Krieg). Gott ist ein Vater, der uns zulächelt und zu uns spricht:   

„Es gibt keinen Krieg zwischen dir und Mir. Ich durchschaue dich, und weiß, wie du zeitweise Dinge in Unordnung bringst und sage: Ich liebe dich einfach, auch wenn du nicht verstehst, warum ich nicht gehandelt habe und du auf Mich böse geworden bist. Ich lade dich ein, dass du dich mit meiner Liebe einfach füllen lässt. Lass mein Lächeln deinen Schmerz lindern“.

Das körperliche Empfinden vom „Frieden Gottes“ befähigt uns, die in unserem Körper gespeicherten Emotionen wahrzunehmen, ohne an die schrecklichen Geschehnisse in der Vergangenheit denken zu müssen. Nur wenn wir fähig sind, schlimme Dinge anzuschauen, und der Herr stimmt zu, dass wir es tun, (1Kor 10, 13), können wir sie in der Tat direkt in den Blick nehmen. Sag Jesus mit Dank alle deine Angelegenheiten und Bedürfnisse und der Friede Gottes wird dein Herz und deinen Geist bewahren (Phil 4,6-8). 

Ich erzählte meine eigene körperliche Erfahrung mit der Kränkung, die, weil in meinem Gehirn gespeichert, mich wie ein achtjähriger Bub handeln ließ. Das Erste, was ich in meinem Heilungsprozess bemerkte, war, dass Gott mir sagte: „Nein, Téo, sag das nicht oder tu das nicht!“ Die ‚Mauer des Friedens‘ schützte auch mein Umfeld gegen manche meiner kindlichen Reaktionen. Vor einigen Jahren war ich in Indien und kam bei einer bunten Jahrmarktattraktion vorbei: Es gab ein Riesenrad mit Gondeln, in die man sich setzen konnte. Ich hörte eine Stimme in mir sagen: „Ich will einsteigen…“. Das Riesenrad war nicht in Betrieb. Es gab keinen, der es bediente. Ich sagte zu mir: „Das geht nicht:“… darauf gab es in meinem rechten Bein eine Reaktion von Aufstampfen, das soviel bedeutete wie: Ich will aber dorthin gehen. Ich schmunzelte und dachte: Jetzt ist „der achtjährige Bub“ wieder da. Ich erwiderte dieser jungen inneren Stimme: „Es geht nicht“. Zu meinem Erstaunen antwortete sie: „Dann will ich mit einem Schlitten den Hügel hinunterfahren“. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich, sobald wir zurück in Österreich sind und es geschneit hat, mir einen Schlitten besorgen werde und wir zusammen dann den Hügel hinunterfahren. Fünf Wochen später hatte es geschneit. Ich fand einen Schlitten und der erwachsene Téo hatte mit dem kleinen Téo großen Spaß, als wir den Hang hinuntersausten…Ich habe den Eindruck, dass er von da an gewachsen sein dürfte… 

Mächtiger Friede und Segnen

Wer kann segnen und was?

Wenn wir segnen, wollen wir Gottes Liebe vermitteln. Da Er jeden liebt, können wir ebenfalls jeden segnen, außer der Herr fordert uns auf, es nicht zu tun. Man muss lernen, solche Entscheidungen zu treffen. Ich selbst halte mich an folgende Regel: Ich brauche die innere Gewissheit, dass „der Herr mir zulächelt“, dass es okay ist. Gibt es diese innere Sicherheit nicht, kann ich nicht mehr tun. Ich weiß, dass das für manche rätselhaft sein mag. Ich sage meinen Studenten: Lebt in der Wirklichkeit von Phil 4! Seid sicher, dass ihr alles getan habt, was dort steht. Selbst wenn ihr dem Herrn dankt, dass ihr nicht wisst, was zu tun ist, richtet ihr euch m Innern eures Herzens auf Jesus aus, selbst wenn andere Gefühle auch noch da sind. Ihr müsst euch auf Gottes Frieden konzentrieren. Ist er nicht vorhanden, dann handelt nicht. Sagt einfach dem, der euch bittet, etwas zu tun: „Ich brauche jetzt Zeit, um das mit dem Herrn zu besprechen“.

Einmal kam in unserer unterstützenden Pfingstgemeinde in Utrecht eine Dame mit einem Anliegen. Da wir von Thailand auf Urlaub waren, war ich ein Teil des Teams von Älteren. Die Frau bat um Heilung und wollte die Salbung empfangen. Wir versammelten uns um sie und beteten still. Nach einiger Zeit fragte der Pastor: „Hat jemand ein Wort des Glaubens?“ Keiner von uns gab Antwort. Er erklärte: „Ich habe keine weiteren Impulse. Sehr geehrte Dame, wir müssen noch eine Woche darüber beten“. Sie geriet außer sich vor Wut. Damit kam zum Vorschein, dass ihre Haltung nicht richtig war. Wir alle nahmen uns Zeit zum Gebet. Und in der nächsten Woche war Glaube vorhanden und eine ganz demütige Dame empfing den Segen, um den sie gebeten hatte.

Segnen 

Gott begann als Erster zu segnen (Gen1). Er sah, dass es gut war. Segnen heißt, gute Worte im Namen Gottes oder im Namen Jesu aussprechen. Wir alle sind berufen, Priester zu sein. Es gibt Priester in der Kirche, die eine spezielle Berufung und Funktion haben. Es gibt daneben auch das Priestertum aller Gläubigen (1). Das Zweite Vaticanum betonte, dass auch die Gläubigen Priester sind, mit einer Aufgabe in der Welt. Man kann mit den Augen segnen, indem man nur an Segen denkt. Die Neurowissenschaftler fanden schließlich vier Stellen von Neuronen im Gehirn (2), die auf Gefühle reagieren, die über Augen und Stimme übertragen werden. Über die Spiegelneuronen können wir unser Segnen in Gedanken anderen mitteilen. Wenn sie uns gegenüber offen sind, können sie diesen Segen aufnehmen. Sind sie selbst uns gegenüber verschlossen, funktioniert das nicht. Man kann ein Kind, den Sohn oder die Tochter segnen. Wir können auch einander segnen – in guten oder schweren Tagen. Der Herr ist immer mit uns. Eine Mutter war in Sorge um ihren Sohn. Seine Stimmung war umgeschlagen, er schien plötzlich „weggetreten“ zu sein und teilte sich kaum mehr jemandem mit. Ich machte ihr den Vorschlag, den Herrn zu bitten, dass Er sie in der Nacht aufweckt, wenn Er will, dass sie den Sohn segne. Während er in der Schule ist, könnte sie in sein Zimmer gehen und einfach nur den Raum segnen („greifen Sie nichts an!“). Sie führte es aus, wobei sie im Vorzimmer vor der Tür seines Schlafzimmers stand. Nachdem sie ihn zehn Minuten oder so leise gesegnet hatte, ging sie wieder zu Bett. Sie machte das drei Monate lang. Natürlich wirkte sich das auf ihr ängstliches Verhalten aus: Es wurde zu Hoffnung auf Gott hin verwandelt. Sie konnte zulassen, dass er sich von ihr „löste“. Sie hatte auch seinen Raum „gereinigt“ von allem, was immer dort an Dingen gewesen sein mag und nicht hingehörte. Als Endergebnis gab es eine neue und stabile Mutter-Sohn-Beziehung mit der notwendigen Freiheit für beide.

Ich saß einmal in einem Bus und wollte einen Freund besuchen. Es war eine Fahrt von drei Stunden. Eine Frau stieg ein und setzte sich zu mir. Wir begannen zu reden und ich bemerkte ihren niederländischen Akzent. Ich wechselte die Sprache und unser Gespräch nahm sofort eine andere Wendung. Sie fragte mich, was ich tue und ich erzählte ihr von meinem biblisch – spirituellen Ansatz, traumatisierten Menschen zu helfen. In wenigen Sätzen erklärte sie mir dann, was vor ihrer Ausreise in die USA geschehen war. Sie war ganz Ohr, als wir auf Holländisch redeten und sie wollte wissen, ob ich ihr helfen könnte, direkt in diesem Bus. Sie beschrieb mir genauer, was geschehen war. Ich führte sie in einige biblische Prinzipien ein und erklärte, was sie selber dazu tun könnte. Sie war sehr glücklich, endlich jemandem mitteilen zu können, was vorgefallen war. Sie hatte Hilfe gesucht, konnte jedoch sich selbst nie überwinden, „von Dingen zu reden, die sich vor vielen Jahren ereignet hatten“. Ich ließ sie wissen, dass sie es jetzt tun könnte, da sie als junges Mädchen verletzt worden war und als Kind noch kein Englisch gesprochen hatte. Sie brauchte einen niederländischen Ratgeber, um Hilfe zu bekommen. Dann hatte sie verstanden! Sie musste plötzlich aussteigen, wir hatten nicht einmal Adressen austauschen können.

Mächtiger Friede mit der Unterstützung von Heiligen 

Weil eine Frau Schreckliches mit der eigenen Mutter erlebt hatte, hielt sie immer Ausschau nach „mütterlichen Frauengestalten“, um Liebe geschenkt zu bekommen. Als wir über die Tatsache der Mutter Maria und ihrer wunderbaren Liebe sprachen, fand sie schließlich in der Erfahrung der grenzenlosen Liebe Mariens eine Hilfestellung. Das hob ihr ganzes Wachstum auf ein anderes Niveau.

Ein Mann schämte sich sehr, denn aufgrund des sexuellen Missbrauchs fühlte er sich immer ganz schmutzig. Dann las er die Geschichte vom heiligen Thomas von Aquin und seinem Leiden am Missbrauch als junger Mönch. Der Überlebende wandte sich an Gott mit den Worten: „Wenn du den heiligen Thomas trotz seiner Erfahrung von Missbrauch angenommen hast, kann ich wirklich an dich glauben“. Natürlich brauchte er Zeit, um zu lernen, dass niemand ihm seine Reinheit nehmen kann, selbst wenn er als Kind, das nicht kämpfen kann, oder als Erwachsener sich wehrt und dennoch missbraucht wurde.

Den Unterleib segnen

Petra und John hatten Kummer, weil sie ein Kind verloren hatten und noch dazu unfähig waren, ein weiteres Kind zu bekommen. (Aus Petras Erzählung konnte ich entnehmen, dass ihr Vater sie mehrmals geschlagen hatte). Sie adoptierten Peggy eine Woche nach deren Geburt. Peggy wusste schon sehr früh, dass ihre Mutter sie nicht hatte behalten können (sie war noch im Studium und wollte es   nicht für das Kind aufgeben). Sie hatte dauernd das Gefühl, in der Familie von Petra und ihrem Mann nicht wirklich willkommen zu sein, obwohl beide Eltern  ihr das immer wieder versicherten. Petra fühlte sich Peggy wegen so belastet, dass sie mich um Hilfe bat. Als Erstes fragte ich Petra, wie viel Zeit sie habe?  Ausreichend Zeit, erwiderte sie. Sie steckte in einem Schlamassel aufgrund ihrer eigenen schlimmen Jugend. Ich fragte sie, was das erste Mal, an das sie sich erinnern könne, geschehen war, sodass ihr Vater sie so geschlagen hatte. Sie erzählte, dass es im Alter von sechs Jahren angefangen und bis zu ihrer Hochzeit mit achtzehn gedauert hatte. Sodann erklärte ich ihr, was in einem kindlichen Körper passiert, und wie die andauernden Prügeleien in ihrer Kindheit später zu einer zusätzlichen Belastung wurden. In ganz einfachem Deutsch sprach ich mit dem „sechsjährigen Mädchen und ermutigte es, sich von Petra helfen zu lassen“. Da kam es zu unerwarteten Reaktionen: Petra ging wirklich mit ihrem inneren Kind in Kontakt. Sie zeigte ihm ihre Liebe. Sie umarmte sich gleich selbst, ‚klopfte dem kleinen Mädchen auf die Schulter‘ und sprach ihm jene tröstlichen Worte zu, die eine Mutter zu ihrem Baby sagt. Das war der Moment, wo ich ihren starken Willen wahrnehmen und ihn mit Gottes Segen kräftigen konnte. Nachdem ich gemeinsam mit ihrem Mann ihren Unterleib gesegnet hatte, war sie in der Lage, wieder ein Kind zu empfangen. Sie brachte ein hübsches Mädchen zur Welt. Die Güte des Herrn hat Petra und John so tief berührt, dass sie auf Peggy ausstrahlte. Als sie mit ihr über das neue Baby sprachen, brachten die Liebe und das Verständnis sie einander viel näher.

Für die Füße beten 

In einem meiner Seminare in Österreich kam ich auf das ‚Beten für die Füße‘ zu sprechen, d.h. sie mit guten Worten zu segnen. Ich habe herausgefunden, dass bei schwer verletzten Frauen das der einzige Körperteil ist, der eine direkte körperliche Berührung zuließ. Diese Dame hatte keine körperliche Verletzung erfahren; daher kämpfte ich mit mir selber, ob ich ihre Füße überhaupt segnen sollte. Ich fragte sie einfach. Etwas amüsiert stimmte sie zu. Ich kniete nieder und sprach zu den Füßen: „Gehorcht einfach dem Herrn, selbst wenn die Frau nicht versteht, wo ihr hingehen wollt“. Eines Abends bereitete sie das Essen zu. Plötzlich spürte sie, wie sich ihre Füße umdrehten, sie schaute zu Boden und sagte: „Was macht ihr?“ Da fiel ihr mein Gebet ein und sie beschloss, ihren Füßen zu folgen. Sie gingen die Stufen hinauf, ins Zimmer ihres einjährigen Kindes. Dort fand sie das Baby um Luft ringen, denn es war dabei, an einem Tuch zu ersticken. Gott hatte ihr Baby gerettet, indem er ihr ein warnendes Zeichen gab. Der Bub ist jetzt ein gesunder Erwachsener!

Mit den Augen segnen 

Eine Krankenschwester sprach von ihrer Frustration, dass sie gar nicht über Gott mit einem sterbenden Patienten reden dürfe. Würde jemand das bemerken, würde sie unverzüglich ihren Job verlieren. Sterbende Patienten ergreifen nicht leicht die Initiative, um zu fragen: „Wie denken Sie über Gott?“. Ich erläuterte ihr die Funktion der Spiegelneuronen. Sie bewirken, dass wir spüren können, was ein anderer fühlt, falls wir auf derselben Wellenlänge sind. Ich sagte zu ihr: „Niemand kann dich davon abhalten, in Gedanken zu segnen“. Als ich sie einen Monat später wieder traf, strahlte sie. Sie berichtete von einer Situation mit wunderbarem Ausgang, als sie bei einem sterbenden Patienten saß: Der Mann stöhnte und wälzte sich hin und her. Sie segnete ihn gedanklich in Jesu Namen. Nach einer Weile schaute er sie an. Er atmete ihre Liebe ein, die ohne Worte mitgeteilt wurde. Er wurde ruhig und begann zu lächeln. Sein Atem wurde langsamer und mit einem Lächeln auf dem Gesicht verstarb er. Über sein Stammblatt erfuhr sie, dass er katholisch war. Sie hatte das Gefühl, ihm das gegeben zu haben, was er in der letzten Stunde seines Lebens nötig hatte.

_______________________________________________

1  1 Petr 2,9

2  Spiegelneuronen in Wikipedia: Der Neurowissenschaftler Giacomo Rizzolatti,  MD, der mit seinen    Kollegen von der Universität Parma als erster die Spiegelneuronen identifizierte, sagt, dass die Neuronen erklären helfen, wie und warum wir im Geist anderer Menschen „lesen“ und mit ihnen fühlen können. Wenn das Betrachten einer Handlung und ihrer Ausführung bei Affen die selben Gehirnareale aktiviert, – bis zum einzelnen Neuron-, macht es Sinn, dass das Wahrnehmen und Durchführen einer Handlung auch bei Menschen die gleichen Gefühle auslösen kann..

3  Eden, Dawn, My Peace I Give You: Healing Sexual Wounds with the Help of the Saints Ave Maria   Press, 2012.

 

Lobe den Herrn, meineSeele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen!

%d Bloggern gefällt das: