Meine Geschichte – Kapitel 7

von | Dez 26, 2018 | Meine Geschichte | 0 Kommentare

Kapitel 7: Inzwischen in den Niederlanden

 Mein ganzes Leben als Missionar bin ich für sieben bis zehn Tage unterwegs gewesen. So war es in Thailand und später auch in den Niederlanden. Als ich in Österreich arbeitete, war es meiner Frau ein Bedürfnis, weiterhin in meinen Dienst involviert zu sein, wobei sie mich noch unterstützte bei dem, was ich tat.  Ich hatte den Eindruck, dass es zunehmend schwieriger wurde, meine Gedanken und Erfahrungen wie auch meine wachsende Liebe zur Eucharistie in der Tiefe mit ihr zu teilen.

Aufgrund meiner häufigen Reisen nahm mein Dienst in den Niederlanden ab. Obendrein waren wir für eine Ortskirche in einer Arbeit richtig verwickelt, die einige Male zu einem Bruch führte. Der Herr hielt mich immer wieder davon ab, „meine eigene Kirche“ zu gründen. Das konnte ich einfach nicht. Ich fühlte mich in den verschiedenen Gemeinden, denen ich diente und die mir dienten, spirituell unterstützt und getragen.

Schnell weiter zum Paradigmenwechsel im Jahre 2010

 

Im Frühling 2010 wachte ich früh am Morgen auf. Da hörte ich eine Stimme in meinem Zimmer zu mir sprechen:

„Téo, du musst Priester werden“.

Erstaunt und etwas verwirrt schaute ich mich um.

„Was, ein Priester, das ist unmöglich, ich bin 73 Jahre alt…“

Ich konnte in einem vagen Lichtschein die Statue von Maria sehen. Ein  Freund hatte sie mir geschenkt. Ganz spontan sagte ich:

„Maria, kannst du mit Jesus darüber reden?“

 

Nachdem ich den Satz gehört hatte: „Téo, du musst Priester werden“ und mich an Maria wandte mit den Worten: „Bitte, sprich du mit Jesus darüber“, war mir, als hätte mich jemand urplötzlich niedergeschlagen. Zwei Stunden schlief ich ruhig und tief. Als ich wieder erwachte, fragte ich den Herrn, was geschehen war. Es mag für andere seltsam klingen, aber zu dieser Zeit hatte ich die Vorstellung, dass Gott zu mir spricht wie ein Freund, mir Worte und Einsichten  schenkt. Er rief mir zwei Erfahrungen ins Gedächtnis, bei denen ich Ihn so direkt sprechen gehört hatte.

 

Das erste Mal war es 1960 in Surinam. Nach Abschluss meines Militärdienstes blieb ich noch ein Jahr, um in Missionen eingesetzt zu werden. Ich arbeitete mit Kindern in einer Kirche in Paramaribo. Gewöhnlich betete ich, bevor ich wegging, um Kinder für den Besuch der Sonntagsschule anzuwerben. Der Herr gab mir einen eigenartigen Impuls:

Bleib daheim, denn jemand wird kommen, um dich zu treffen“.

Ich betete weiter in Vorbereitung auf meinen ‚Besuchsdienst‘. Als es fünf Uhr Nachmittag wurde und noch niemand gekommen war, sagte ich:

„Herr, wenn um halb sechs noch niemand da ist, werde ich dir bekennen, dass ich mich vom Teufel habe verleiten lassen“.
Pünktlich um halb sechs kniete ich mich nieder und betete: „Herr, vergib mir…“
Dann unterbrach eine Stimme mein Gebet. Sie donnerte durch mein Zimmer: „Jetzt bin ich gekommen…“

Ich erlebte einen ungeheuren Erguss von Gnade…Er änderte den Inhalt und den weiteren Verlauf meines Dienstes…

Das zweite Mal war es in Thailand. Ich fuhr auf einer „Durchzugsstraße“ und hatte Vorrang. Ich näherte mich einer Kurve einer Seitenstraße. Plötzlich brüllte eine Stimme durch mein Auto: 

STOP.

Ich stieg auf die Bremse. Vor meinen Augen überquerte ein großer Lastwagen die Kreuzung. Hätte ich nicht angehalten, wäre ich tot gewesen.

 

Nun sprach diese Stimme wieder zu mir… Dann erinnerte ich mich an den Spruch bei unserer Hochzeitszeremonie, nämlich an jene Worte, die Maria zu den Dienern bei der Hochzeit zu Kana gesprochen hatte: „Tut alles, was Er euch sagt“. Dieses Wort hat seither stets unser Denken geleitet, um auf diese Weise zu handeln, als wir unsere Entscheidungen trafen. Ich hatte ein untrügliches Gespür, dass ‚es der Herr ist‘, der mich rief, Priester zu werden.

 

Meine Unterwerfung unter die Autorität des Herrn war bedingungslos, aber wie soll ich auf den Papst reagieren? Ich hatte große Bewunderung für den Hl. Johannes Paul II. Ich erinnere mich noch, wie mir Tränen kamen, während er  auf einer Krankenliege ein letztes Mal mit seiner Hand winkte, als man ihn auf einem Bett aus der Halle führte beim öffentlichen Abschied im Fernsehen. Ich hatte gehört, dass er selbst regelmäßig beichten ging. Er war Sünder wie jeder andere auch. Nur in Sachen Glauben konnte er unter bestimmten Bedingungen das letzte Wort sprechen. Jesus hatte versprochen, dass Er Petrus und seine Nachfolger leiten werde. Das bedeutet, dass ich seine Autorität anerkennen muss im Zusammenhang mit dem Lehramt, den Hauptverantwortlichen im Vatikan.

 

Es nahm einige Zeit in Anspruch, all das zu verarbeiten. Ich stellte fest, dass ich zu alt und nicht klug genug war, die unzähligen Entscheidungen durch zweitausend Jahre abzuwägen. Ich entschied mich für die Anerkennung der Autorität des Papstes wie auch der Dogmatik als Ganzes in der römisch -katholischen Kirche. Das machte es leichter, mich der weiteren ernsten Frage zu stellen: War es richtig von mir, Maria zu bitten, über mich mit Jesus zu sprechen? Evangelikale sind groß in der Fürbitte. Wir hatten immer Freunde, die beteten und die hin und wieder Worte von Gott empfingen, die für unseren Dienst wichtig waren. Ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass die Heiligen im Himmel über uns wachen (Hebr. 12,1). Sie beten weiterhin – sprechen zu Gott- über uns hier auf Erden. Die Mutter Maria in ihrer einzigartigen Stellung zu Jesus als seine Mutter kann ganz einfach zu Jesus sprechen über unsere Nöte, Fragen und Hoffnungen. Nur eine Frage geisterte noch in mir herum: „Beginne ich jetzt, zu Toten zu beten? Das wäre unbiblisch“. Ich kam zum Schluss: Maria und ‚die Wolke von Heiligen‘, die auf uns schauen, sie sind nicht tot, sie sind sogar sehr lebendig. Wie ich früher schon erklärte, bete ich zu einem Gott, der sich in drei Personen (als Vater, Jesus als sein Sohn und der Heilige Geist) offenbart hatte. Wir können die Mutter Maria und die Heiligen bitten, bei Gott für uns einzutreten. Genauso wie wir im Gebet für Menschen beim Herrn eintreten, hier auf Erden.

Seitdem gab es natürlich in den vergangenen acht Jahren Leute, die mich dazu befragten: „Warum brauchst du jemanden im Himmel, der für dich betet? Ich bete direkt zu Jesus und das genügt“. In Stift Heiligenkreuz bekam ich manch hilfreiche Antworten auf meine eigenen Fragen. „Gott ist Familie“ – diese Aussage von Papst Johannes Paul II. hat meine theologischen Ansichten auch tief berührt.

 

Ich habe Gefallen gefunden an der Liebe und dem fürbittenden Gebet vieler Gläubiger in meinem Dienst an gebrochenen Menschen. Ich sagte nicht: Ihr braucht das jetzt nicht für mich tun, Jesus betet für mich zum Vater.

 

Das Bild von der Kirche als eine Familie ist eine wunderbare Wahrheit. Wenn ein Mann eine Frau heiratet und Kinder kommen, liebt der Mann seine Frau nicht weniger, er trägt sogar mehr Sorge um sie und die Kinder. Liebe nimmt zu in dem Maß, wie die Familie wächst. Wenn wir jemanden im Himmel bitten, für uns einzutreten, schmälert das nicht die Rolle Jesu. Er ist immer unser Retter und Herr. Mir kommt vor, dass meine Sicht über das, was Jesus für uns getan hat, viel weiter wurde. Der Anteil Mariens daran ist großartig. Sie ist weit mehr als eine gewöhnliche Mutter. Sie sollte einzigartig sein und das hatte Gott für sie vorgesehen. Sogar Luther, Calvin und Zwingli waren sich darüber einig… Die einmalige Stellung Mariens wird auch im katholischen Gedankengut betont, insofern als der Heilige Geist sie nicht nur zur Mutter Jesu machte, sondern sie die Frau war, die Gott in Gen 3,15 verheißen hatte und als solche im 12. Kapitel der Offenbarung beschrieben wird.

 

Als ich die Streitfrage über den Papst und die Mutter Maria geklärt hatte, merkte ich, dass darüber noch ein großer Meinungsunterschied mit meiner Frau bestand. Ich beschloss, weder mit ihr noch mit jemand anderem über meinen Paradigmenwechsel zu sprechen, sondern wartete ab, was der Herr tun würde.

 

Einige Monate später, im April 2010, unterrichtete ich im französischen Zweig unserer Schule von ISARPAC in der Schweiz. Es ging bei den Studenten des 4.Jahrganges um die Wiedererlangen von Sexualität gemäß dem Plan Gottes. Kurz bevor ich ins Klassenzimmer trat, rief ich meine e-mails ab. Ich erhielt eine Nachricht von meiner Frau, die mich ermutigte, in die römisch-katholische Kirche einzutreten. Ich hatte schon einen Ausbildungslehrgang „Segnend helfen“ in Österreich unmittelbar nach dem Unterricht in der Schweiz. Ich verabredete mich mit Bischof Küng. Er war überrascht, reagierte aber sehr zuvorkommend auf mein Ansuchen, katholisch zu werden. Wir setzten einen Termin fest für meinen Übertritt. Ich kehrte glücklich und voller Hoffnung heim.

 

Der große Schlag

 

Dann kam der große Schlag. Darüber kann ich nicht viel sagen. Ich weiß, dass die Leute mehr dazu erfahren möchten, aber noch ist es zu persönlich und zu schmerzlich. Meine Frau sagte zu mir: „Jetzt will ich die Scheidung…“. Ich war buchstäblich sprachlos und reagierte mit Schweigen, wie es die Folge meines Traumas war. Natürlich konnte ich auf ihren Wunsch nach einer Scheidung nicht eingehen. Sie bestand darauf und es kam zur ‚Trennung von Tisch und Bett‘. Sie war in der Lage, rechtzeitig die Scheidung einzureichen, auch diesmal wieder ohne mein Zutun.

 

Da war ich nun mit meinen 74 Jahren, entschlossen, Katholik zu werden und meine Frau verlässt mich… Ich hatte schon mit dem Bischof gesprochen, Priester zu werden. Er hatte es in die Bischofskonferenz eingebracht und mit der Unterstützung von Kardinal Schönborn sowie einer positiven Reaktion aus Rom schickte er mich ins Priesterseminar Leopoldinum in das Stift Heiligenkreuz.

Lobe den Herrn, meineSeele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen!

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